Was wäre eigentlich, wenn wir weniger konsumieren würden? Würde es uns persönlich schlechter gehen? Würde die Wirtschaft „zusammenbrechen“? Diese Fragen treiben mich in den letzten Wochen um. Wie wäre es mit der Qualität der Produkte, wenn wir weniger konsumieren? Wären diese dann hochwertiger, teurer (im Verhältnis zu was?) aber dafür wieder langlebiger? Hätten wir nicht ein besseres Gefühl, wenn wir deutlich weniger Ressourcen verbrauchen und somit einen großen Beitrag zum besseren/gesunderen Klima beitragen? Jetzt, in diesen „Corona“-Tagen, in denen wir weniger „analog“ einkaufen, boomt das Onlinegeschäft. Ich frage mich weiter, soll das die Zukunft sein? Obwohl ich tatsächlich derzeit eigentlich nur Lebensmittel einkaufen gehe – alles andere macht mir keinen Spaß – weiß ich ganz genau, dass es nicht der richtige Weg ist. Auch für die Umwelt scheint mir die Online-Einkaufs-Vergnügungs-Shopping-Tour nicht die Lösung zu sein. Wir unterstützen mal wieder die großen Konzerne, dazu kommt noch, dass es in der Regel die Amerikanischen sind. Durch dieses Verhalten schwächen wir unseren heimischen Einzelhandel und Mittelstand. Wir klicken… 10 Kleider, 8 Paar Schuhe… und so weiter und so fort. Macht ja nichts, kann ja alles wieder zurück, wenn es nicht gefällt, nicht passt oder weil ich eigentlich kein Geld habe, um es mir zu kaufen. Ich wollte doch nur mal sehen, wie es in echt aussieht. Das heißt, alles geht wieder zurück und wird im schlimmsten, aber leider realistischsten Fall, vernichtet. Ich frage mich, wie krank ist eigentlich unser heutiges Konsumverhalten? Da ich früher in der Psychiatrie gearbeitet habe, würde ich es mit einer Schizophrenie vergleichen. Auf der einen Seite sprechen sehr viele Menschen von Umweltschutz, auf der anderen Seite steigt unser Verpackungsmüll um Millionen von Tonnen, weil unser Konsumverhalten immer mehr zunimmt. 

 

Da kommt mir die nächste Frage. Was wäre denn eigentlich die beste Medizin, um aus diesem Wahnsinn auszusteigen. Wieder einen „normalen“ Zugang zum Konsumieren zu erhalten? Nach meinem Beobachten und meiner Erfahrung, kann ein gutes Mittel das einander Zuhören sein. Sich wieder Zeit für einander zu nehmen, Gespräche mit Freunden, Bekannten, ja oder mit Kunden, Lieferanten… etc. analog zu führen. Nicht mit Freunden, die ich nicht kenne und lediglich die Rückmeldung durch einen Klick „ja gefällt mir“… oder eben nicht, die einzige Kommunikation ist. Meine persönlich beste und wirkungsvollste Medizin, zu den Gesprächen mit Freunden und Bekannten, ist die Natur. Ein schöner Spaziergang oder auch einfach mal nur auf einer Bank zu sitzen und zu beobachten reicht schon, um ein Gefühl von Leichtigkeit und Entspannung zu bekommen. Das ist ein anderer „Kick“ als beim Kaufen von Produkten.

 

Ich glaube, es ist nicht das Kaufen was uns glücklich macht, es ist die Begegnung mit den Menschen. Ob es nun im privaten oder im beruflichen Alltag ist. Es ist der Austausch und das echte Interesse aneinander, was uns reicher macht. Wenn das so wäre, dann müssten wir nicht immer mehr kaufen, nicht mehr zumindest, als wir wirklich brauchen. Nehmen wir uns die Zeit und hören einander zu.

 

In diesem Sinne, freue ich mich auf unser nächstes Gespräch

Herzlich, Ihre Ute Brüne