Und wir sprechen ja auch seit vielen Jahren von und über Nachhaltigkeit, aber sind wir es wirklich? Kann ein Betrieb alleine von sich behaupten nachhaltig / ressourcenschonend zu sein? Müssen nicht alle Betriebe einer Lieferkette nachhaltig / ressourcenschonend arbeiten, um wirklich sagen zu können: „Wir sind nachhaltig“?
Letzte Woche hatte ich ein wirklich sehr intensives Gespräch mit Marko Hanecke. Er ist Produktioner (das sind Fachleute, die den kompletten technischen Herstellungsprozess im Druckbereich koordinieren) und auch ein Rebell in der Druckereibranche. Er legt den Finger in die Wunde. Das gefällt mir.
Ich hatte ihn angerufen, weil er ein Vordenker und in unserer Branche gut vernetzt ist. Wir sprachen zunächst darüber, wie sich die Branche über Zertifikate als „nachhaltig“ präsentiert. Aktuell zeigt es sich so, dass einige Betriebe zertifizierte Papiere und den klimaneutralgestellten Druck anbieten. Das ist grundsätzlich gut. Aber ist das schon nachhaltig?
Firmen können sich auch über den Blauen Engel als nachhaltig definieren. Das ist auch sehr gut, weil einige Parameter in der Druckerei selber erstellt und umgesetzt werden müssen, wie zum Beispiel ein Energiemanagementsystem. Chemikalien dürfen nicht gesundheitsgefährdend sein. Recyclingpapier muss eingesetzt werden. Aber reicht das?
Wir tun auch all diese Dinge und sogar noch einiges mehr.
Ich möchte keinen auf „dicke Hose“ machen. Ich stelle mir ernsthaft selber die Fragen: „Was können wir tun? Was müssen wir tun, um noch größere, spürbarere Effekte und Ergebnisse zu erreichen?“ In diesem Zusammenhang denke ich immer häufiger, dass wir die gesamte Produktionskette von unseren Kunden bis hin zur Auslieferung an den Endverbraucher beleuchten müssen. Sonst werden wir keine nennenswerten Ergebnisse zur CO2-Minderung erreichen.
Im Telefonat mit Herrn Hanecke knisterte es förmlich in der Leitung, da wir beide vor Ideen sprudelten. Wir dachten, um Ressourcen einzusparen, würde es Sinn machen, dass ein Berater aus der Druckerei schon in der Phase der Erstüberlegungen eines Druck-Produktes involviert wird. Hier kann schon an einer entscheidenden Schraube gedreht werden. Zum Beispiel bei der Materialauswahl oder bei der Formatwahl einer Broschüre. Es kann schon 1 cm zu viel sein, der darüber entscheidet, ob ein oder zwei Nutzen (Anzahl der Druckprodukte) auf eine Druckplatte passen. Hier kann im besten Fall viel Makulatur gespart werden.
Klar, es liegt auf der Hand. Es muss sicherlich weniger gedruckt werden, dafür aber gezielter. Ich höre es immer wieder: „Sie sind zu teuer.“ Wenn ich mal darüber nachdenke, wie viele Broschüren, Kataloge, Flyer teilweise weggeschmissen werden, weil die Auflagen definitiv zu hoch waren oder Adressen nicht stimmten, teilweise Kunden zwei, ja sogar drei Exemplare von Druck-Produkten bekommen oder die falsche Zielgruppe angesprochen wurde. Hier wird schon im Marketing eine wichtige Entscheidung getroffen: „Wer soll das Druck-Produkt erhalten?“ Wenn diese Frage nicht eindeutig im Vorfeld geklärt wird, haben wir ein Gießkannenprinzip und die Wirkung verpufft sehr oft. Es liegt für mich ganz klar auf der Hand. Hier besteht ein sehr großes Potential, Ressourcen einzusparen. Von Papier, Zeit bis hin zum Geld.
Wie sieht es mit den Versand-Adressen aus?
Wenn Versand-Adressen gut gepflegt werden, spart das auch verdammt viel Geld, Zeit und Ressourcen. Das weiß ich auch aus unseren eigenen Aktionen. Es ist nicht leicht, die Adressen immer auf den aktuellen Stand zu halten. Menschen kommen und gehen in den Unternehmen. Wie ich mitbekomme, ist das bei sehr vielen Firmen ein großes Thema. Auch wenn es nicht direkt gesehen wird, ist die Adresspflege ein wichtiger Dreh-und Angelpunkt zum Thema Nachhaltigkeit.
Dann sprach Herr Hanecke davon, dass er ein leidenschaftlicher Schallplattensammler ist. Er bekommt zweimal im Jahr einen Katalog mit 800 Seiten. Weiter sagte er: „Es gibt für mich, genau 30 Seiten, die mich interessieren. Das war`s. Wenn ich mir diese angesehen habe, fliegt der Katalog in den Müll.“ Und er wird nicht alleine mit seinem Verhalten sein. Es wäre viel effektiver und nachhaltiger, die Druckprodukte individueller zu produzieren. Auch hier wird wieder viel Geld aber eben auch Papier, Versandkosten usw. gespart.
Wir haben auch über die Situation in der Druckereibranche, speziell den Akzidenzdruck, gesprochen. Die Zeiten sind sicherlich nicht gerade rosig, aber auch nicht hoffnungslos. Ganz im Gegenteil. Aufwind bekommen hochwertige, schöne Magazine, Broschüren, Kataloge. Die Haptik, das Erlebnis wieder in den Vordergrund zu stellen, fängt langsam an, in den Marketingabteilungen Einzug zu halten. Eins ist klar. Druck-Produkte haben nach wie vor einen wichtigen Stellenwert im Marketingmix.
Kataloge, Broschüren und Co, die schön und hochwertig produziert wurden, werden weitergereicht. Oft an drei oder vier weitere Empfänger. Hochwertige Druck-Produkte sind ein Verkaufsknaller. Sie sind ein Wirkverstärker. (Das habe ich übrigens in dem Buch von Olaf Hartmann / Sebastian Haupt „touch“ gelesen. Das Buch ist ein MUSS für jeden, der im Marketing oder in der Grafik / Gestaltung arbeitet. Thema ist das multisensorische Marketing.)
Ja, die Druckereibetriebe müssen natürlich ihre Maschinen und Druckkurven immer aktuell halten. Das alleine spart schon sehr viel Makulatur und Geld. Aber das sollte für jeden Betrieb schon alleine für die Rentabilität ein Grund sein, darauf zu achten.
Wie ist es mit der Logistik?
Können Wege gespart werden, wenn bei der Anlieferung schon direkt wieder Ware mitgenommen wird? Unser Papierhändler kam auf die Idee, dass er doch auch gleich die bedruckten Waren wieder mitnehmen kann, wenn er uns Papiere liefert. Die Fahrzeuge des Papierhändlers fahren ja sowieso durch die gesamte Republik, dann kann er doch auch unsere schönen Druck-Produkte mitnehmen und bei Ihnen, unseren Kunden, ausliefern. Wir finden, dass das eine sehr gute Idee ist.
Früher sind wir selber mit unserem eigenen Lieferwagen gefahren. Heute werden unsere Paletten direkt vom Papierhändler wieder mitgenommen, wenn uns Papier geliefert wird. So vermeiden wir zusätzliche Kilometer und ein Auto
Herzlich, Ihre Ute Brüne
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