Papier – eine verbotene Liebe

Bemerken Sie es? Eine ganze Branche scheint in die Knie zu gehen.

Mein heutiges Thema setzt sich mit dem Image von Papier, vor allem von bedrucktem Papier auseinander. Ist der Einsatz wirklich so schlecht, so umweltschädlich, wie es in den Medien und von vielen Unternehmen berichtet wird? Oder gibt es andere Gründe, Papier und gedruckte Produkte in unserem Leben maximal zu diskreditieren?

Jeder Einzelne, jedes Unternehmen ist immer wieder aufgefordert „Wahrheit“ zu finden. Fakt ist, es gibt sie nicht, die EINE Wahrheit. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Und wer entscheidet, was „die Wahrheit“ ist? Gibt es neben der Wahrheit der Naturgesetze, überhaupt eine Wahrheit, die existiert? Oder sind das alles Meinungen von jedem Einzelnen und deshalb haben wir es so schwer, gemeinsame Lösungen und Antworten zu finden?

„Die Wahrheit“

Mag man der allgemeinen Entwicklung in der Wirtschaft glauben, dann scheint es so zu sein, dass das gedruckte Produkt im Bereich der Nachhaltigkeit nicht mehr vorkommen sollte und keinen Platz mehr hat. Denn über viele Medien-Kanäle wird suggeriert, dass Printprodukte die Umwelt schädigen. Bei diesem Gedanken muss ich gerade innerlich etwas schmunzeln, aber eigentlich ist die Entwicklung nicht sehr lustig.

Häufig sagen mir Kunden, dass sie das gedruckte Produkt unglaublich schätzen und gerne einsetzen. Aber innerhalb Ihres Unternehmens sich nicht mehr trauen, Printmedien in der Kommunikation einzusetzen. Aus Umweltgründen soll alles nur noch digital kommuniziert werden. Aus meiner Sicht eine absolut falsch verstandene Form von Nachhaltigkeit. Traurig ist auch, wie „diese Wahrheit“ an dem eigentlichen Bedarf vorbeizielt.

Die Frage nach Nachhaltigkeit von digitalen Medien im Vergleich zu Printmedien ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ein Aspekt, der beispielsweise häufig vergessen wird: Digitale Medien benötigen Server, Netzwerke und Endgeräte. Die Herstellung und der Betrieb dieser Geräte und der dazugehörigen Infrastruktur erfordern Rohstoffe, benötigen viel Strom und Energie und verursachen Elektroschrott. Der Druck- und Medienverband hat sich mit diesem Thema ganz intensiv auseinandergesetzt und Zahlen, Daten und Fakten zusammengetragen. Es lohnt sich, sich diese auf der Internetseite des Verbandes mal genauer anzusehen.

Ja, und wussten Sie eigentlich, dass man Papier heutzutage bis zu 25 x recyceln kann? Oder, dass das Wasser bei der Produktion von Papieren aus der Fabrik sauberer wieder in die Flüsse abgeben wird, als es in den Papiermühlen ankommt? Und schließlich kann Papier, bei richtiger Lagerung Jahrhunderte gelagert werden – versuchen Sie das mal mit digitalen Medien, ohne den Einsatz von Strom und etlichen Updates!

Unterm Strich stellt man immer wieder fest, dass die Diskussion um Nachhaltigkeit so viele unterschiedliche Botschaften hat und man sowohl als Verbraucher als auch als Profi diese schon gar nicht mehr überblicken kann. Und bei so vielen Meinungen und Botschaften besteht die „Gefahr“, dass der, der am lautesten und am meisten kommuniziert, seine Botschaften in eine bestimmte Richtung steuert. Nur ist das dann „die Wahrheit“?

Der Mensch wird durch eine Flut an Informationen der Medien immer mehr verunsichert und einseitig informiert. Der Mensch will doch alles richtig machen! Alles! Auf keinen Fall möchte der nachhaltig bewusste Mensch am Klimawandel, am Wald- und Artensterben und schon mal gar nicht, am Abholzen von Bäumen, um davon ggf. Printprodukte zu produzieren, schuld sein. Ich könnte jetzt so richtig dolle klagen: Unsere Branche hätte das absolute Recht darauf…

Es brennt überall. Der Umgang mit dem Gedruckten fühlt sich derzeit wie ein Verrat an, gerade mit dem Blick auf unsere Vergangenheit und die Zukunft.

Wenn es keine gedruckten Materialien mehr gibt, haben wir in Zukunft dann noch eine handfeste, anfassbare Geschichte?

Bedenke! Papier und Farbe sind deine Hardware!

Wissen Sie was, ich bin positiv gestimmt – ich weiß, wir werden den Wert von Printmedien bald wieder erkennen und schätzen. Und wenn ich mich umblicke und an die persönlichen Gespräche mit unseren geschätzten Kunden denke, merke und beobachte ich, dass wir ja eigentlich schon wieder auf diesem Weg sind. Das ist meine erlebte Wahrheit.

Wirtschaft mit Herz.

Ihre Ute Brüne
Offset Company

Bildnachweis: Theresa Noppeney